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Das Werk im Urhe­ber­recht

Was ist als Werk im Urhe­ber­recht über­haupt schutz­fä­hig?

§ 2 Urhe­ber­rechts­ge­setz regelt den urhe­ber­recht­li­chen Werk­be­griff, also bestimmt, was als Werk urhe­ber­recht­lich schutz­fä­hig ist:

“1) Zu den geschütz­ten Wer­ken der Lite­ra­tur, Wis­sen­schaft und Kunst gehö­ren ins­be­son­de­re:

1. Sprach­wer­ke, wie Schrift­wer­ke, Reden und Com­pu­ter­pro­gram­me;
2. Wer­ke der Musik;
3. pan­to­mi­mi­sche Wer­ke ein­schließ­lich der Wer­ke der Tanz­kunst;
4. Wer­ke der bil­den­den Küns­te ein­schließ­lich der Wer­ke der Bau­kunst und der ange­wand­ten Kunst und Ent­wür­fe sol­cher Wer­ke;
5. Licht­bild­wer­ke ein­schließ­lich der Wer­ke, die ähn­lich wie Licht­bild­wer­ke geschaf­fen wer­den;
6. Film­wer­ke ein­schließ­lich der Wer­ke, die ähn­lich wie Film­wer­ke geschaf­fen wer­den;
7. Dar­stel­lun­gen wis­sen­schaft­li­cher oder tech­ni­scher Art, wie Zeich­nun­gen, Plä­ne, Kar­ten, Skiz­zen, Tabel­len und plas­ti­sche Dar­stel­lun­gen.
(2) Wer­ke im Sin­ne die­ses Geset­zes sind nur per­sön­li­che geis­ti­ge Schöp­fun­gen.”

Es sind nur Wer­ke der Lite­ra­tur, Wis­sen­schaft und Kunst schutz­fä­hig. Dabei wird ein eigen­stän­di­ger Werk­be­griff ver­wandt und kein kunst- oder lite­ra­tur­wis­sen­schaft­li­cher Begriff, wobei die Begrif­fe Lite­ra­tur, Wis­sen­schaft und Kunst weit aus­zu­le­gen sind. Die auf­ge­führ­ten Bei­spie­le sind kei­ne abschlie­ßen­de Auf­zäh­lung der Wer­ke. Es soll vor allem zu tech­ni­schen Leis­tun­gen abge­grenzt wer­den, die nicht schutz­fä­hig sind. Der Werk­be­griff ent­hält 4 ver­schie­de­ne Ele­men­te: Die per­sön­li­che Schöp­fung, der geis­ti­ge Inhalt, die For­men­ge­stal­tung und die Indi­vi­dua­li­tät.

Die oft ver­wen­de­ten Begrif­fe „Schöp­fungs­hö­he“ und “Gestal­tungs­hö­he “ sind dabei kei­ne eige­nen Ele­men­te, son­dern stel­len den Grad der Indi­vi­dua­li­tät dar.

a) Per­sön­li­che Schöp­fung

Die per­sön­li­che Schöp­fung bedarf einer mensch­lich-gestal­te­ri­schen Tätig­keit. Dies dient vor allem der Abgren­zung zu Wer­ken von Maschi­nen oder nur vor­ge­fun­de­nen Objek­ten, die nicht mensch­lich bear­bei­tet wur­den.

b) Geis­ti­ger Gehalt

Ein Geis­ti­ger Gehalt erfor­dert, dass der mensch­li­che Geist in dem Werk zum Aus­druck kom­men muss. Das bedeu­tet, es muss über das bloß Wahr­nehm­ba­re hin­aus eine Aus­sa­ge oder Bot­schaft ent­hal­ten. Das Werk muss eine geis­tig-anre­gen­de Wir­kung haben.

c) Wahr­nehm­ba­re Form­ge­stal­tung

Das Werk muss dar­über hin­aus eine Form haben, die durch die Sin­ne wahr­nehm­bar ist. Eine kör­per­li­che oder gar dau­er­haf­te Fest­le­gung ist jedoch nicht erfor­der­lich. Somit sind aber auch schon ein Steg­reif­ge­dicht oder ein impro­vi­sier­tes Musik­stück schutz­fä­hig.

d) Indi­vi­dua­li­tät

Die Indi­vi­dua­li­tät ist das zen­tra­le Kri­te­ri­um des urhe­ber­recht­li­chen Werk­be­griffs. Es unter­schei­det das schutz­fä­hi­ge Urhe­ber­werk von der Mas­se des all­täg­li­chen und bana­len.
Der Begriff Gestal­tungs­hö­he beschreibt dabei das unter­schied­li­che Niveau der Indi­vi­dua­li­tät. Die Indi­vi­dua­li­tät ergibt sich aus der Kon­zep­ti­on des Werks oder sei­ner Form­ge­stal­tung. Letzt­end­lich ist immer eine zusam­men­fas­sen­de Beur­tei­lung aller gestal­te­ri­schen Ele­men­te erfor­der­lich und es ist eine Ein­zel­fall­ent­schei­dung, ob die nöti­ge Gren­ze der Indi­vi­dua­li­tät erreicht ist.

e) Schutz der klei­nen Mün­ze

Unters­te Gren­ze des schutz­fä­hi­gen ist die sog. klei­ne Mün­ze. Das sind ein­fa­che Gestal­tun­gen mit mini­ma­ler Schöp­fungs­hö­he, die aber gera­de noch schutz­fä­hig sind. Das sind zum Bei­spiel Kata­lo­ge, Samm­lun­gen von Koch­re­zep­ten oder ein­fa­che Melo­dien.

f) Schutz der Idee

Eine blo­ße Idee ist nicht urhe­ber­recht­lich schutz­fä­hig. Abs­trak­te Ideen sind nicht mono­po­li­sier­bar. Oft fehlt es bei einer Idee aber auch an der not­wen­di­gen wahr­nehm­ba­ren Form­ge­stal­tung. Die Idee muss sich auch auf einen urhe­ber­recht­lich schutz­fä­hi­gen Gegen­stand bezie­hen. Sie muss mehr sein als ein unge­stal­te­ter Gedan­ke, um den Anfor­de­run­gen an die Indi­vi­dua­li­tät zu genü­gen. Erst wenn eine Idee bereits eine Kon­zep­ti­on dar­stellt, die den Anfor­de­run­gen an die 4 Ele­men­te erfüllt, kann sie schutz­fä­hig sein.

g) Bei­spie­le

Gesell­schafts- und sons­ti­ge Spie­le kön­nen in der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung schutz­fä­hig sein. Allein die Idee oder das Sys­tem sind hin­ge­gen nicht aus­rei­chend. Wer­be­sprü­che und ‑Slo­gans kön­nen Urhe­ber­rechts­schutz genie­ßen, aller­dings sind sie in der Regel so kurz gefasst, dass sie nicht genü­gend Platz für eine genü­gen­de schöp­fe­ri­sche Gestal­tung las­sen. Zeit­schrif­ten- und Zei­tungs­ar­ti­kel sind in der Regel geis­tig per­sön­li­che Schöp­fun­gen. Kata­lo­ge, Preis­lis­ten u.ä. ent­hal­ten meist kei­ne per­sön­li­che Schöp­fung und sind nur in Aus­nah­men schutz­fä­hig. Web­sei­ten und Benut­zer­ober­flä­chen kön­nen als Sprach­wer­ke geschützt sein, wenn sie die nöti­ge Indi­vi­dua­li­tät auf­wei­sen. Wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chun­gen und Gut­ach­ten sind dem urhe­ber­recht­li­chen Schutz zugäng­lich, nicht jedoch die ihnen zugrun­de lie­gen­den Theo­rien, Ent­de­ckun­gen usw. Nicht schutz­fä­hig sind hin­ge­gen wirt­schaft­li­che oder kauf­män­ni­sche Orga­ni­sa­ti­ons­sys­te­me.

Fazit

Zusam­men­fas­send müs­sen für ein schutz­fä­hi­ges Werk stets alle 4 Ele­men­te des Werk­be­griffs vor­lie­gen. Am pro­ble­ma­tischs­ten ist in der Regel, ob die nöti­ge Indi­vi­dua­li­tät erreicht ist. Es ist jeden­falls immer eine Ein­zel­fall­ent­schei­dung, ob und wann ein Werk zu den schutz­fä­hi­gen Wer­ken gehört.

Soll­ten Sie Fra­gen haben oder Hil­fe bei einer Aus­ein­an­der­set­zung im Hin­blick auf Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen benö­ti­gen, kon­tak­tie­ren Sie uns ger­ne tele­fo­nisch unter 0221–4201074, per E‑Mail unter info@rehkatsch.de oder ver­ein­ba­ren Sie einen Ter­min mit unse­rer Kanz­lei.

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